Converted from an OASIS Open Document
Digitale Editionen machen in den Digital Humanities das „Brot- und Buttergeschäft“ aus. Doch während sich der methodisch-theoretische Hintergrund digitaler Editionen zusehends konsolidiert und sich diese neue Form der Publikation von Forschungsergebnissen im (fach)wissenschaftlichen Diskurs bereits etabliert hat, fehlt es nach wie vor an umfassend dokumentierten und selbstkritisch reflektierten Best-Practice-Beispielen von Frameworks und Workflows zur Erstellung und / oder Publikation von digitalen Editionen, welche als Blaupausen für künftige digitale Editionsprojekte herangezogen werden können. Das Resultat ist so bekannt wie unerfreulich und kann – nur geringfügig überspitzt – auf folgende Formel gebracht werden: So gut wie jedes Projekt erfindet das Rad – das technische Grundgerüst der Edition – wieder neu.
Die wichtigsten Gründe für diese Entwicklung lassen sich rasch benennen:
Im Rahmen des Panels sollen einige der aktivsten Institutionen aus dem Bereich der digitalen Editionen an einen Tisch gebracht werden. Diese erhalten im Vorfeld der Tagung einen Fragebogen zur Vorbereitung einer kurzen (pro Teilnehmer ca. fünf Minuten) Vorstellung ihrer Systeme, wobei darin der Fokus auf dem Thema Reusability der in den Projekten verwendeten Technologien und Workflows liegen sollte. Konkret sollen die Teilnehmer_innen des Panels auf folgende Punkte eingehen:
Ein Ziel dieser Vorstellungsrunde soll es sein, potenziell interessierten Nutzer_innen im Auditorium einen kompakten Überblick über bestehende Angebote zur Erstellung und / oder Veröffentlichung von digitalen Editionen zu vermitteln.
Im Anschluss an diese Kurzvorstellung erfolgt eine moderierte Podiumsdiskussion, worin folgende Punkte weiter thematisiert werden:
Es sollen gemeinsame Problemfelder identifiziert und reflektiert werden. Auf dieser Basis kann dann über mögliche (gemeinsame) Lösungen diskutiert werden.
Im letzten Drittel des Panels wird die Diskussion zum Publikum hin geöffnet werden. Dabei sollen vor allem potentielle Nutzer_innen die Möglichkeit bekommen, gezielt konkrete und ggf. eigene Projekte betreffend Fragen zu stellen und direkt mit möglicherweise zukünftigen Projektpartnern ins Gespräch zu kommen.
Bei der Auswahl der Teilnehmer wurde einerseits darauf geachtet, vornehmlich etablierte Institutionen anzusprechen, die sich als Dienstleister im Bereich digitaler Editionen profiliert haben, deshalb an möglichst generischen Lösungen zur Erstellung und Publikationen von digitalen Editionen interessiert sind und dafür selbst Frameworks und Workflows entwickelt haben. Außerdem wurde versucht, bei der Auswahl der Teilnehmer möglichst den gesamten deutschsprachigen Raum abzudecken.
Matej Durco und Peter Andorfer
Das ACDH verwendet ein eXistdb-basiertes Framework zur Veröffentlichung digitaler Editionen names cr-xq-mets. cr-xq-mets basiert lose auf SADE. Die Idee von cr-xq-mets ist die konsequente Trennung von Code und einzelnem Projekt, mit dem Ziel einen hohen Grad an generischer Projektentwicklung bei gleichzeitig geringem Aufwand an Projektmaintainance zu erreichen.
Das ACDH übernimmt auch die Organisation und Moderation des Panels.
Thomas Stäcker
Die Herzog August Bibliothek (HAB) hat für ihre digitalen Editionsprojekte
die Reihe Editiones Electronicae Guelferbytanae gegründet
Sibylle Söring
TextGrid ist eine Virtuelle Forschungsumgebung für die text- und quellenbasierten Geisteswissenschaften, die u. a. die Erstellung digitaler Editionen mithilfe Open Source-basierter Tools und Dienste unterstützt. Neben der Software, dem TextGrid Laboratory, bietet TextGrid mit dem TextGrid Repository die Möglichkeit, vielfältige Forschungsdaten - u. a. XML / TEI-kodierte Texte, Bilder und Datenbanken - langfristig zu speichern sowie nach internationalen Standardformaten zitierbar zu publizieren und zur Nachnutzung zur Verfügung zu stellen, wie etwa zur Recherche und Visualisierung. Mit TextGrid wurden und werden verschiedene Editionsvorhaben umgesetzt, so u. a. die Digitale genetisch-kritische Edition von Theodor Fontanes Notizbüchern und die Bibliothek der Neologie.
Christian Thomas
Das DFG-geförderte Projekt Deutsches Textarchiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie
der Wissenschaften (BBAW) erstellt bzw. publiziert digitale Editionen von
derzeit (September 2015) 1 665 Werken im DTA-Kernkorpus unter Verwendung
eines selbst entwickelten, auf Open-Source-Software basierenden Frameworks.
Zu diesem Framework gehört mit dem Modul DTAE (DTA-Erweiterungen
ein elaborierter Workflow zur Integration
hochwertiger Textressourcen aus externen Editions- und Forschungsprojekten.
Über DTAE konnten als Ergänzungen des DTA-Kernkorpus bislang weitere 1 097
Einzelwerke sowie der gesamte Bestand zweier herausragender Zeitschriften
des 19. / 20. Jahrhunderts, das von J. G. Dingler begründete Polytechnische
Journal (346 Bände, 1820–1931) und die Zeitschrift Die
Grenzboten (270 Bände, 1841–1922) in das DTA integriert werden. Der
Textbestand aus DTA und DTAE umfasst ca. 200 Mio. Tokens und ca. 1,2 Mrd.
Zeichen. Die DTA-Korpora sind einheitlich gemäß dem TEI-basierten und
ausführlich dokumentierten DTA-Basisformat (DTABf) kodiert und werden
mit Hilfe computerlinguistischer Werkzeuge automatisch annotiert, was unter
anderem spezifizierte Suchanfragen nach bestimmten Metadatenfeldern,
Wortarten, grammatischen Kategorien, X-Pfaden etc. ermöglicht. Zudem wird
der historische Textbestand automatisch in Richtung moderner Orthographie
‘normalisiert’, was schreibweisentolerante Suchen über das gesamte Korpus
ermöglicht (siehe allgemein zur Suche im DTA www.deutschestextarchiv.de/doku/DDC-suche_hilfe). Die
Qualitätssicherung sämtlicher Korpusressourcen geschieht kollaborativ in der
webbasierten Umgebung DTAQ, in der derzeit 866
registrierte Nutzer mögliche Fehler auf der Text-, Annotations- und
Metadatenebene melden und, je nach Rechtestatus, auch direkt online
korrigieren können.
Thomas Burch, Vera Hildenbrandt
Das TCDH kann inzwischen auf eine mehr als langjährige Erfahrung in der Planung, Durchführung und Betreuung von Projekten im Bereich der Digital Humanities verweisen. Neben dem Schwerpunkt im Bereich der Erstellung und Publikation digitaler Editionen verfügt das Zentrum über eine ausgewiesene Expertise in der Entwicklung von Software-Umgebungen für geisteswissenschaftliche Großvorhaben. In mehreren von der DFG, dem BMBF sowie im Rahmen des Akademienprogramms geförderten Projekten entstanden und entstehen am TCDH digitale Editionen wie z. B. das Heinrich-Heine-Portal, das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal, das Cusanus-Portal, die elektronische Publikation der Korrespondenz August-Wilhelm Schlegels sowie die digitale Rekonstruktion der Textgenese und Entstehungsgeschichte von Wolfgang Koeppens ‚Jugend'. Im Bereich der Softwareentwicklung konzipiert, betreut und entwickelt das Team des TCDH virtuelle Arbeitsumgebungen für Projekte mit hohen Anforderungen an Workflow und grafische Benutzerschnittstellen. Hervorgehoben seien hier Systeme wie das internetbasierte Artikelredaktionssystem für die Produktion und Publikation von Wörterbüchern in dezentralen Arbeitsstellen, das gemeinsam mit dem Forschungszentrum Europa und dem Sonderforschungsbereich 600 entwickelte "Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem" (FuD 2015), die Redaktions- und Publikationsplattform zur Europäischen Geschichte Online oder das interaktive Werkzeug “Transcribo” zur Erstellung von Transkriptionen.
Hubert Stigler
Das ZIM hat im Rahmen einer Vielzahl von Editionsprojekten forschungsgetrieben ein objektorientiertes Framework auf Basis von FEDORA Commons und weiteren Open-Source-Projekten (Apache Cocoon, Blazegraph u. a.) entwickelt, das Aspekte der Publikation von Digitalen Editionen mit jenen der Langzeitarchivierung von Forschungsdaten zu verbinden sucht. Als österreichischer Beitrag zu DARIAH steht es einer breiten Öffentlichkeit zur Nachnutzung zur Verfügung.
Lukas Rosenthaler
Während die anderen Teilnehmer vor allem an Lösungen für XML / TEI-basierte digitale Editionen arbeiten, legt SALSAH (System for Annotation and Linkage of Sources in Arts and Humanities) den Schwerpunkt (zurzeit noch) auf die Verknüpfung und Verlinkung von vornehmlich digitalen Faksimiles.